Durch meinen mehrjährigen Aufenthalt in Norwegen habe ich Winter mit Temperaturen bis zu minus 20 Grad erlebt. Für Neugeborene und kleine Babys gilt dort die Empfehlung bei Temperaturen bis kältestens minus 10 Grad spazieren zu gehen. Wird es noch kälter, sollen die Kleinsten drinnen bleiben, da man ansonsten eine Schädigung der Lunge befürchtet.
Also – bis minus zehn Grad. Das war meine Herausforderung.
Während es sich mit kleinem Tragling deutlich einfacher gestaltet ein warmes “Trage-Nest” zu bauen, trug ich meine 2-Jährige auch noch durch Eis und Schnee. Die größte Herausforderung waren dabei ihre Füße, die links und rechts neben meiner Hüfte aus der Trage baumelten. Und natürlich kalt wurden.
Hierzulande empfiehlt man Spaziergänge bis kältestens -5 Grad, anfangs für nur 20 Minuten (für Neugeborene). Des weiteren gilt für ALLE TRAGLINGE IM WINTER: Das Kind IMMER zum Körper gerichtet tragen (also immer so, dass das Kind dich anschaut), damit das Kind sein Gesicht nahe am warmen Körper hat und so auch vorgewärmte Luft einatmen kann.
Bitte halte bei Zweifeln einfach Rücksprache mit deinem Kinderärztin / Kinderarzt, ich habe mich damals in Norwegen einfach an die landesübliche Empfehlung gehalten, die sich, wie oben geschildert, etwas von den deutschen Empfehlungen unterscheidet. Insgesamt kann man sagen, dass Spaziergänge an der frischen Luft - mit einigen Sicherheitsvorkehrungen - der Gesundheit von Eltern und Kind gut tut.
Trage-Babys profitieren definitiv von der Körperwärme des Erwachsenen, der sie trägt. Und es ist so viel einfacher zu kontrollieren, ob das Kind gut temperiert - also weder zu kalt, noch zu warm ist, weshalb ich ein großer Fan vom Tragen gerade im Winter bin.
Gerne teile ich hier meine Erfahrungen – in der Hoffnung, dass sie euch inspirieren. Und dazu beitragen, dass ihr eine warme und kuschelige Tragezeit habt!
Kleine Babys
So lange die Babys so klein sind, dass die Beine und Füße an deinem Bauch anliegen, gestaltet sich das Tragen im Winter wesentlich einfacher. Denn du gibst als Tragende/r Körperwärme ab und wärmst damit Beine und Füße mit. Es kann aber immer noch von unten kalte Luft an die Füße ziehen.Dein Kind sollte natürlich generell gut und warm angezogen sein. Meinem Baby habe ich Wolle angezogen. Wie viele Schichten hängt davon ab, welche Wolle du in welcher Dicke verwendest. Und natürlich wie kalt es ist. Daher kann ich keine allgemeine Empfehlung geben, außer dieser:
Je öfter du mit deinem Kind raus gehst und die Körpertemperatur deines Babys während und nach dem Tragen kontrollierst (Gesicht, Nacken, zwischen den Schulterblättern, nach dem Tragen auch Beine und Füße kontrollieren), desto besser wird dein Erfahrungsschatz, von dem du profitieren kannst.Ich verwendete als erste Schicht einen Wollbody, Wollhose, Wollsocken und habe darüber noch eine gestrickte Schicht mit Wollkleidung gepackt.
Tipps für das Tragen von kleinen Babys
Fettcreme für das Gesicht
Gute Mütze, gerne aus Wolle, Dicke je nach Kälte anpassen
Wolle, Wolle, Wolle, in mehreren Schichten, je nach Kälte
Warme (Trage-)Schuhe, gerne aus Fell oder anderen Materialien. Bitte achte darauf, dass die Füße keinem kalten Luftzug oder Wind ausgesetzt sind, denn das kühlt die Füße aus. Als die Beine länger wurden, nahmen wir eine alte Daunenjacke und steckten die Füße in die Ärmel, die wir wiederum zubanden, damit kein Luftzug um die Füße entsteht.
Handschuhe sind bei kleinen Babys keine nötig, die Hände befinden sich normalerweise innerhalb der Trage/ des Tragetuchs
Darüber kommt dann – je nach Geschmack – Tragejacke, Kumja (* Hinweis Werbung siehe unten) und/ oder Winter-Tragecover. Beim Kumja fand ich toll, dass man den richtig gut hoch klappen kann, was gerade für das Gesicht des Kindes einen guten Windschutz bietet.
Extra Windschutz
Sollte es so richtig winden, kann man auch außerhalb der Trage/ des Tragetuchs (unter dem Cover/ Jacke/ Kumja*) eine extra Windschutz über dem Rücken des Babys anbringen. Ich verwendete beispielsweise eine Daunenjacke, die ich über dem Tragetuch anbrachte.
Für die Eltern
Es ist wichtig, dass auch der/die Tragende schön warm angezogen ist. Vor allem, wenn man während des Tragens stillen möchte, empfiehlt sich die Investition in richtig gute Stillkleidung. Ich habe einen Thermo-Stillpullover, der mir das Stillen auch bei richtig kalten Minustemperaturen ermöglichte, ohne dass die Brust kalt wurde (Achtung! Eine ausgekühlte Brust hat ein erhöhtes Risiko sich zu entzünden!). Für den norwegischen Winter trug ich meinen alten Daunenmantel, kombiniert mit einem Winter-Kumja (*) sowie unter dem Kumja die genannte Daunenweste. Wenn du es warm hast, kannst du auch deinem Kind genügend Wärme abgeben.
Das Tragen von großen Kindern
Die größte Herausforderung mit einem großen Trage-Kind bestand für mich darin, die herab baumelnden Füße trotz Minustemperaturen und eiskaltem Wind warm zu halten.
Für mich hat folgendes am Besten funktioniert:
Fettcreme für das Gesicht
Gute Mütze
eine Schicht Wolle (ich verwendete Merinowolle)
Schneeanzug aus Daune (haben wir gebraucht gekauft). Der Schneeanzug hält OBEN RUM schön warm, allerdings zieht es den Anzug an den Beinen sehr weit nach oben, da das Kind ja beim Tragen die Beine relativ weit anwinkelt. Also: Beine und Füße haben keinen Kälteschutz durch den Schneeanzug!
Beinstulpen aus Wolle, Fleece etc
Winterschuhe brachten bei meinem Kind keinen ausreichenden Wärmeschutz, da es sehr windig war. Stattdessen habe ich Daunenschuhe (gebraucht erworben) verwendet, die allerdings nicht winddicht sind. Also Daunenschuhe gegen die Kälte, allerdings brauchte ich dann noch einen extra Windschutz
Als extra Windschutz diente mir ein wind- und wasserdichtes Tragecover, das ich gut um die Beine und Füße bzw. die Daunenschuhe legen konnte. Jetzt waren Beine und Füße WARM UND WINDDICHT eingepackt!
Als letzte Schicht kam nun der Winter-Kumja (*) zum Einsatz.
Wenn dein Kind gerne die Hände außerhalb der Trage/ des Tragetuchs hat, dann braucht es natürlich warme Handschuhe.
So konnten wir Spaziergänge bei minus zehn Grad von bis zu 2 Stunden machen und mein Kind war warm und geschützt.
Sicherheit
Damit du im Winter nicht ausrutscht und mit Tragling hinfällst, solltest du, wenn es glatt ist, Spikes verwenden. Das ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, leistet aber wertvolle Dienste. Wenn du, so wie ich, an einem Ort unterwegs bist, der nur an manchen Stellen glatt ist, kannst du die Spikes auch mitnehmen und nach Bedarf verwenden. Viele Tragecover haben ja Taschen vorne dran, ich nehme beispielsweise gerne einen Turnbeutel als Rucksack, in dem ich leichtes Gepäck unterbringe.
Bitte achte beim Tragen immer darauf, dass die Luftwege deines Kindes frei sind. Gerade wenn man dick eingepackt ist, kann mal etwas über die Nase rutschen. Anstatt eines Schals (für den Erwachsenen) kann man z.B. einen Loop-Schal verwenden oder ein Cover aus Fleece für das Dekolleté bzw den Hals. Manche Tragecover (aus Fleece z.B.) haben einen Hals-Schutz für die Trage-Mama/ den Trage-Papa mit dabei. Aus meiner Sicht ist das sehr empfehlenswert!
Auch ist die Sonne nicht zu unterschätzen. Sobald die Sonne auf Schnee scheint, reflektiert dieser einen Großteil der UV-Strahlung, die wiederum die Augen schädigen kann. Also - bei Schnee und strahlender Sonne Sonnenbrille fürs Kind nicht vergessen!
Des weiteren ist wichtig, darauf zu achten, dass dein Kind die richtige Temperatur hat, also auch nicht überhitzt (Gefahr für plötzlichen Kindstod).
Generell kann man aber sagen, dass man beim Tragen definitiv bessere Kontrolle darüber hat, ob das Kind schön warm (aber nicht zu warm) eingepackt ist. Der ständige Körperkontakt ermöglicht es, immer wieder mal nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Von der schönen Kuschelzeit mal ganz abgesehen. Ich hoffe, du konntest ein paar wertvolle Tipps und Inspirationen finden und ihr genießt eure Trage-Zeit!
Bildnachweis:
[1] Lizenzfrei, Photo by Kelly Sikkema on Unsplash
(* unbezahlte Werbung. Der Kumja wurde von mir selbst gekauft und bezahlt).